Bereits im vergangenen Jahr wurde von unserer Poliogruppe ein Workshop zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung organisiert. Als Kursleiter konnten wir Christian Zink gewinnen, Vorsitzender und Übungsleiter des Kampfsportvereins SEISHIN Weimar e.V., der im Landessportbund Thüringen Kurse für Selbstbehauptung und -verteidigung für Frauen durchführt. Christian hat uns in diesem Kurs viele Informationen weitergegeben, die es uns ermöglichen, gefährlichen Situationen vorzubeugen und praktische Tipps gegeben. Es wurde Hintergrundwissen über Gewalt vermittelt und Rechtsfragen der Notwehr erörtert. Ebenso wurden Empfehlungen für Betroffene aufgezeigt. Die Rolle der Polizei bei der Aufnahme von Gewaltvergehen wurde klargelegt. Sie muss neutral bleiben, was Opfer nicht als Unhöflichkeit auslegen dürfen. Statistiken über Gewalt zeigen, dass die häusliche Gewalt am häufigsten ist und Behinderte von sexueller Gewalt öfter betroffen sind. Alltagssituationen wurden praktisch nachgestellt und Verhaltensregeln trainiert. Für uns alle stand fest, dass wir diesen Kurs wiederholen müssen. So haben wir uns – vom Rollstuhlfahrer bis zum Nichtbehinderten - in diesem Jahr an drei Abenden wieder getroffen, und konnten feststellen, dass wir vieles noch gut in Erinnerung hatten. Bemerkenswert ist ja schon, dass bei sexueller Gewalt ist Wehren das Wichtigste ist, denn bei 70% hört dann das Gewaltvergehen auf. Wir konnten haben in diesem Jahr verstärkt die Praxis erproben können. Viele Tipps unseres Kursleiters gelten ja sowohl für Nichtbehinderte, als auch für die Körperbehinderte. Für die Selbstverteidigung haben wir vor allem einfach zu erlernende Techniken trainiert wie Ohrfeige, Handkantenstoß, Einsatz von Knie und Ellenbogen. Es war aber gewiss auch für Christian nicht leicht, sich immer in die Situation mit unseren begrenzten Möglichkeiten zu versetzen. Er hatte aus seinem Verein „Täter“ mitgebracht an denen wir unser Können erproben konnten. Wir hatten bei den praktischen Übungen auch, trotz der ernsten Situationen viel Spaß. Das wir zu unserer Verteidigung durchaus in der Lage sind merkte auch der „Täter“ im Vollschutzanzug, der unsere „Krücken“ zu spüren bekam. Auch im kommenden Jahr wollen und müssen wir unser Wissen und Können wieder auffrischen. Das Resümee von unserem Kursleiter ist: „Wir vom SEISHIN Weimar wundern uns immer wieder, über den Biss und den Kampfeinsatz der Poliogruppe Weimar.“ Anita Diener Sprecherin |
Gewaltpräventionskurs für die Selbsthilfegruppe Polio Weimar An mehreren Nachmittagen trafen sich in Weimar aktive Kampfsportler und von der Krankheit Kinderlähmung Betroffene. Diese außergewöhliche Konstellation hatte seinen Grund: die Kampfsportler vom Jujutsu- Kampfsportverein Seishin Weimar e.V. gaben einen speziell auf die Bedürfnisse der Interessenten zugeschnittenen Gewaltpräventionskurs. Die Schwerpunkte dieses Fortbildungskurses bildeten: Selbstbehauptung, Deeskalation und präventive Maßnahmen im Rahmen der Gewalthemen sexuelle Gewalt, häusliche Gewalt sowie Belästigungen im öffentlichen Bereich. Dieser Kurs hat aber nicht nur für die Kursteilnehmer einen Zugewinn gebracht, sondern auch für die Kampfsportler. Der Trainer und Vereinsvorsitzende des Kampfsportvereines Seishin Weimar e.V. und seine Mitstreiter waren vorallem angetan von der der Begeisterung der Kursteilnehmer. Als Fazit kann festgestellt werden: Kampfwillen ist eine Grundvoraussetzung und kann nur schwer allein durch Training erreicht werden. Die Mitglieder der Selbsthilfegruppe strahlten einen Mut und eine Zuversicht aus, die nur selten zufinden ist. Jede Übung wurde sofort in Angriff genommen. Zu keinem Zeitpunkt war von einem Teilnehmer zu hören, dass er etwas nicht könne oder nicht schaffen würde. Das hat uns echt verblüfft und begeistert! Falk Heidel |
(Herr Zink, Kursleiter beim Landessportbund Thüringen) Die Selbsthilfegruppe „Poliomyelitis“ Weimar/Weimarer Land hat 2013 unter der Leitung von Herrn Zink, Kursleiter beim Landessportbund Thüringen, einen Kurs mit 10 Wochenstunden durchgeführt. Ziel dieses Kurses war, Polio-Betroffene mit Schwer- und Schwerstbehinderung zu befähigen, Gewaltprävention und Selbstbehauptung bei verbalen oder tätlichen Angriffen zu trainieren. Im Vorfeld war Herr Zink dazu in unseren Gruppentreffen, um die Mitglieder kennenzulernen, damit die Inhalte dieses Kurses direkt auf unsere Gegebenheiten zugeschnitten werden können. In diesem Kurs haben wir gelernt, dass wir uns verbal, aber auch, trotz unserer Behinderung, körperlich in Notsituationen behaupten können. Es war für uns eine tolle Erfahrung, zu wissen, dass man durchaus nicht hilflos ist. Herr Zink hat uns in Rollen-spielen gezeigt, wie man solche Situationen im Alltag bewältigen kann. Was für uns in diesem Kurs sehr wichtig war, war die Erkenntnis, wie viel man dabei falsch machen kann. Diesen Kurs würden wir gern im nächsten Jahr fortsetzen, um das Gelernte zu festigen, aber auch, um das Thema fortzuführen. Unser Dank geht an die AOK, die unser Projekt finanziell unterstützt hat sowie an Herrn Fink, der uns gezeigt hat, was in uns steckt. Anita Diener Sprecherin |